Emily Stürmer 2 – Hühnerdiebe

 Emily Stürmer 2 – Hühnerdiebe 

Kapitel 1: Hühnerdiebe

Unterbü lag still unter einer frisch gefallenen Schneedecke, als Emily, Lina und Sven sich mit Rucksäcken beladen aufmachten, die verschneite Landschaft ihres malerischen Dorfes zu erkunden. Die Sonne kämpfte sich durch die winterliche Szenerie, und die Kinder, mit roten Wangen und vor Aufregung strahlenden Augen, setzten ihre ersten Schritte auf einen Pfad, der sie durch dichte Wälder, über gefrorene Seen und durch schneebedeckte Hügel führen sollte.

Mitten im Wald, nahe einer versteckten Lichtung, stießen die Kinder auf eine alte Hütte. Verschneit und verlassen schien sie, aber als sie näher kamen, hörten sie ein leises Husten von drinnen.

“Hört mal, da drinnen ist jemand!” rief Emily aufgeregt. Die Kinder öffneten vorsichtig die Tür und traten ein. Dort trafen sie auf Ole, einen größeren Jungen im jugendlichen Alter, der an Huckelberry Finn erinnerte. Er saß in der Ecke der Hütte und sah ziemlich niedergeschlagen aus.

“Was machst du hier allein, Ole?” fragte Sven besorgt. Ole seufzte und erzählte den Kindern von einem Missverständnis. Ein Dorfbewohner hatte ihn zu Unrecht des Diebstahls beschuldigt, behauptete, er hätte Hühner gestohlen. Dabei war Ole eigentlich ganz nett, und die Kinder konnten sich nicht vorstellen, dass er so etwas tun würde.

Emily, Lina und Sven schauten sich ratlos an, während Ole seine Geschichte erzählte. Der Winterwind pfiff durch die Ritzen der Hütte, und das knisternde Feuer im alten Ofen versuchte vergeblich, ein wenig Wärme zu spenden.

“Es war gestern Abend, als ich allein im Wald unterwegs war, um die Stille zu genießen. Plötzlich stand da dieser Dorfbewohner, ein Mann namens Herr Müller, der behauptete, ich hätte seine Hühner gestohlen”, erklärte Ole mit einem traurigen Blick.

“Herr Müller? Warum sollte er dich beschuldigen?” fragte Lina verwirrt.

Ole seufzte erneut. “Ich glaube, er hat mich schon öfter im Wald gesehen und denkt, ich sei ein Dieb. Dabei bin ich nur ein Abenteurer, der die Natur liebt.”

Emily, die immer ein Gespür für Gerechtigkeit hatte, faltete die Stirn. “Das klingt nach einem schlimmen Missverständnis. Wir sollten dem Bauern einen Besuch abstatten und die Sache klären.”

Die Kinder nickten einstimmig. Sie konnten nicht zulassen, dass Ole zu Unrecht beschuldigt wurde. Gemeinsam verließen sie die Hütte und traten wieder in den knirschenden Schnee. Auf ihrem Weg zum Bauernhof besprachen sie, wie sie Herrn Müller am besten von Oles Unschuld überzeugen könnten.

Als sie den Bauernhof erreichten, war Herr Müller gerade dabei, einen Zaun zu reparieren. Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich, als er die Kinder kommen sah.

“Was wollt ihr hier?” brummte er unfreundlich.

“Weil wir mit dir über Ole sprechen müssen”, erklärte Emily entschlossen.

“Hm, der Dieb! Ihr seid sicher hier, um mich zu überzeugen, dass er unschuldig ist, nicht wahr?” Herr Müller lachte spöttisch.

“Nein, Herr Müller, wir sind hier, um die Wahrheit zu erfahren”, sagte Sven ruhig.

Die Kinder begannen, Ole’s Geschichte zu erzählen. Sie sprachen von der verlassenen Hütte im Wald, von Oles Liebe zur Natur und davon, wie sie fest davon überzeugt waren, dass er unschuldig war.

Herr Müller hörte zu, aber sein skeptischer Blick blieb bestehen. “Das sind nur Geschichten. Ich weiß, was ich gesehen habe.”

“Vielleicht hat Ole nichts gestohlen, sondern jemand anderes. Wir könnten gemeinsam nach den wahren Dieben suchen”, schlug Lina vor.

Ein Funken von Zweifel blitzte in Herrn Müllers Augen auf. “Die wahren Diebe, sagst du? Wer könnte das sein?”

“Hotte und Pete”, antwortete Sven. “Wir haben Spuren von ihnen in einer alten Hütte im Wald gefunden. Die beiden sind bekannt dafür, dass sie stehlen.”

Herr Müller runzelte die Stirn. “Hotte und Pete, sagst du? Das sind wohl die üblichen Verdächtigen.”

“Wir können zusammen nach ihnen suchen und sicherstellen, dass sie die Hühner gestohlen haben und nicht Ole”, schlug Emily vor.

Nach einem kurzen Zögern nickte Herr Müller schließlich ein. “Gut, lasst uns das Missverständnis aufklären. Aber wenn ihr mich hereinlegen wollt, werdet ihr es bereuen.”

Die Kinder und Herr Müller machten sich gemeinsam auf den Weg zu der verlassenen Hütte im Wald, fest entschlossen, die Wahrheit ans Licht zu bringen und Ole von jeder Schuld zu befreien.

 

Kapitel 2: Die Suche

Das knirschende Geräusch des Schnees begleitete die Gruppe auf dem Weg zur Hütte im Wald. Herr Müller, Emily, Lina und Sven tauschten Blicke aus, die von Entschlossenheit zeugten. Die Sonne warf ihre letzten Strahlen durch die Äste der Bäume, als sie schließlich die verlassene Hütte erreichten.

Der kalte Wind pfiff durch die kahlen Äste, als Herr Müller die Tür der Hütte öffnete. Ein modriger Geruch umhüllte sie, als sie die Schwelle betraten. Die Spuren von Hotte und Pete waren immer noch sichtbar, und die Kinder führten Herrn Müller zu der Stelle, an der sie die beiden Landstreicher vermuteten.

“Es sieht so aus, als hätten sie sich hier versteckt”, sagte Emily und zeigte auf einige frische Fußabdrücke im Schnee.

Herr Müller runzelte die Stirn, während er die Spuren betrachtete. “Wenn sie wirklich meine Hühner gestohlen haben, dann werden sie dafür bezahlen.”

Die Gruppe folgte den Spuren weiter durch den Wald. Die Sonne versank langsam am Horizont, und die Dunkelheit des Waldes umhüllte sie. Plötzlich hörten sie leises Gemurmel und lachten in der Ferne.

“Da vorne! Das klingt nach Hotte und Pete”, flüsterte Sven.

Sie näherten sich vorsichtig der Quelle der Geräusche und entdeckten die beiden Diebe, die am Rande des Waldes standen und ihre Beute begutachteten. In ihren Händen hielten sie einige der gestohlenen Hühner.

“Hör auf zu lachen, Pete, das ist nicht lustig. Wir müssen weg hier”, sagte Hotte nervös.

Die Kinder und Herr Müller traten aus dem Schatten der Bäume hervor, und die Diebe sahen sich plötzlich von einer unerwarteten Gruppe umzingelt.

“Haha, was haben wir denn hier? Die kleinen Detektive sind uns auf der Spur”, spottete Pete.

Herr Müller trat vor, sein Blick war finster. “Ihr beiden seid es also gewesen, die meine Hühner gestohlen haben. Und ihr habt noch versucht, die Schuld auf Ole zu schieben!”

Hotte und Pete versuchten, sich herauszureden, aber die Kinder und Herr Müller ließen sich nicht täuschen. Sie hatten die Beweise, und die Wahrheit war offensichtlich.

“Wir sollten sie zum Dorf bringen und der Gemeinschaft die Wahrheit zeigen”, schlug Lina vor.

Herr Müller stimmte zu, und so machte sich die Gruppe mit den gestohlenen Hühnern auf den Weg zurück nach Unterbü. Die Diebe folgten widerwillig, während die Kinder und Herr Müller das Unrecht, das Ole widerfahren war, wieder gutmachen wollten.

Als sie das Dorf erreichten, war die Nachricht von der Rückkehr der gestohlenen Hühner und der Entlarvung der Diebe bereits im Umlauf. Die Dorfbewohner versammelten sich, um die Ereignisse zu verfolgen.

“Ole ist unschuldig! Es waren Hotte und Pete, die die Hühner gestohlen haben!”, verkündete Emily laut.

Die Kinder erzählten die ganze Geschichte, und die Beweise waren erdrückend. Hotte und Pete gestanden schließlich ihre Taten, als der Druck zu groß wurde.

Die Dorfbewohner schauten Herrn Müller mitleidig an, und er erkannte, dass er Ole zu Unrecht beschuldigt hatte. Er entschuldigte sich bei Ole, der mit Tränen der Erleichterung in den Augen nickte.

“Danke, dass ihr meine Unschuld bewiesen habt. Ihr seid echte Freunde”, sagte Ole dankbar zu den Kindern.

Die Dorfbewohner wandten sich von den Dieben ab, und Hotte und Pete wurden von der Gemeinschaft verurteilt. Herr Müller entschuldigte sich nochmals bei Ole und versprach, ihm in Zukunft mehr Vertrauen entgegenzubringen.

Die Kinder und Ole standen gemeinsam vor dem versammelten Dorf, das nun vereint in der Erkenntnis stand, dass Gerechtigkeit gesiegt hatte. Der Winterwald um Unterbü hüllte sie ein, und die Sterne leuchteten am Himmel, während die Kinder und Ole einander in die Arme schlossen.

 

Kapitel 3: Ein Wintergespräch der Herzen

Die Hütte von Ole war erfüllt von einer stillen, aber warmen Atmosphäre. Die Kinder, Emily, Lina und Sven, hatten sich um den Holzofen versammelt, als plötzlich die Tür sich öffnete und Herr Müller eintrat. Sein Blick traf den von Ole, und eine stumme Verständigung fand zwischen ihnen statt.

Ole lächelte bescheiden und nickte Herrn Müller zu. Die Kinder schwiegen, spürten jedoch die Veränderung in der Luft. Ein Dialog ohne Worte begann, ein Austausch von Blicken und Gefühlen.

Herr Müller brach das Schweigen. “Ole, ich muss mich bei dir entschuldigen. Es tut mir leid für das Missverständnis und das falsche Urteil.”

Ole erhob sich und trat auf Herrn Müller zu. Er reichte ihm die Hand. “Verzeihen ist eine Gabe, die wir uns gegenseitig schenken sollten. Ich nehme deine Entschuldigung an, Herr Müller.”

Die Kinder sahen zu, wie sich die beiden Männer die Hände reichten. Es war ein leiser, aber bedeutungsvoller Moment der Versöhnung.

“Wir alle machen Fehler”, sagte Ole. “Wichtig ist, dass wir die Fähigkeit haben, sie zu korrigieren und voranzugehen.”

Herr Müller nickte zustimmend. “Du hast recht, Ole. Deine Weisheit ist erstaunlich. Ich bin froh, dass ich die Gelegenheit hatte, dich besser kennenzulernen.”

Die Kinder lächelten, spürten die Wärme des Moments. Emily sagte schließlich: “Es zeigt, dass wir, auch wenn wir uns irren, immer die Chance haben, es besser zu machen und echte Freundschaften zu schaffen.”

Der Dialog verlagerte sich auf Geschichten und Erlebnisse. Ole erzählte von seinen Abenteuern in anderen Dörfern, und die Kinder teilten ihre eigenen lustigen Anekdoten aus Unterbü. Die Hütte wurde erfüllt von Gelächter und dem Austausch von Lebensfreude.

Als die Sterne am Himmel ihre Glanzlichter setzten, verabschiedete sich Herr Müller. “Danke, Ole, dass du uns die Möglichkeit zur Vergebung gegeben hast. Ich hoffe, wir können von nun an in Frieden leben.”

Ole nickte. “Die Tür meiner Hütte steht euch immer offen, meine Freunde.”

Die Kinder begleiteten Herrn Müller nach draußen. Der Schnee fiel weiterhin leise, und die Sterne bezeugten die Wiedergeburt von Vertrauen und Freundschaft in Unterbü.

In der Ruhe der Nacht, als die Kinder in ihre Betten schlüpften und ihren Eltern von dem aufregenden Tag mit Ole berichteten.

“Gute Nacht und schlaft schön, ihr Abenteurer!”

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